Querdenkerin & „Die Basis“-Kandidatin

Gegen alle Widerstände im Widerstand


Image
Diese Frau kämpft auch im vierten Coronajahr gegen die „Corona-Diktatur“ und für Menschen mit Impfschäden. Dabei hat sie den Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern verloren. Was treibt sie an, weiterzumachen?  Von Julian von Bülow

Das Wort „Impfstoff“ kommt Sabrina Kollmorgen nicht freiwillig über die Lippen. Stattdessen, sagt sie, seien „experimentelle Substanzen“ im Rahmen der „Plandemie“ eingesetzt worden. Seit dem Aufkommen von COVID im Frühjahr 2020 hat es sich die ehemalige Krankenschwester zur Lebensaufgabe gemacht, dass jenes Unheil und Unrecht aufgearbeitet wird, welches durch die Bundesregierung und die Weltgesundheitsorganisation angerichtet wurde. Sagt sie. Es ist die Geschichte einer Frau, die bereit war, für ihre Systemkritik einen Teil ihrer Familie, Freunde und ihren Job aufzugeben. 

Doch an diesem Morgen im März im Lichte einer einsamen Leuchtstoffröhre folgt eine Umarmung auf die nächste. Sabrina Kollmorgen steht in einer dunklen Warteecke des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten, ebenso eine Traube Gleichgesinnter, die die Frau im rosa Mantel und schwarzen Lederstiefeln begrüßt. „Na, Björni“, ruft sie einem Mann zu, der für seinen Song „Impfschaden“ in der Szene bekannt ist.  

In ihrem Telegram-Kanal hatte sie mit dazu aufgerufen, sich hier am Saal 1101 zu treffen: „Wir sind es den Opfern schuldig, dabei zu sein und ein Zeichen zu setzen – gegen Polizeigewalt.“ Ein Mitstreiter Kollmorgens soll bei einer Berliner Demo gegen die Corona-Maßnahmen im April 2021 von einem Polizisten massiv geschlagen worden sein. Bei dem Protest ging es um die Verabschiedung des Infektionsschutzgesetzes im Bundestag. Auch Kollmorgen war damals dabei. An diesem Vormittag im Amtsgericht Tiergarten soll dem Beamten der Prozess gemacht werden.


Kein Frühstück für Maskenverweigerinnen


Sabrina Kollmorgens Engagement startet in einem Berliner Krankenhaus. Dort habe sich die ehemalige Krankenschwester mit Schwerpunkt Intensivmedizin und Anästhesie schon vor der Pandemie für ihre Patientinnen und Patienten eingesetzt. Später sei ihr Langzeitvertrag aufgelöst worden. Man habe sie kaltstellen wollen, sagt Kollmorgen. Doch als Krankenschwester arbeitet sie über eine Leiharbeitsfirma weiterhin in Krankenhäusern. Erstmal.  Mit den Pandemieschutzmaßnahmen wurde in den Krankenhäusern ihrer Meinung nach eine Grenze überschritten: „Hier wurde nicht im Sinne der Menschen, der Gesundheit und des Lebens gehandelt, sondern genau das Gegenteil“, meint sie. Denn Masken würden den Menschen mehr Schaden als sie nützten. Kollmorgen verweigerte sich der Masken- und Testpflicht, was zu Beleidigungen und rechtlichen Auseinandersetzungen geführt habe. Kollegen wollten nicht mehr mit ihr und anderen Ungeimpften frühstücken, sagt sie.

Aufklären auf der Intensivstation


Mit einer impfkritischen Broschüre wollte Kollmorgen auf der Intensivstation aufklären. „Für Patienten, die noch sprechen konnten, habe ich mir die Zeit genommen. Ich habe ihnen natürlich auch die Maske abgenommen, weil ich das überhaupt nicht vertreten konnte“, sagt sie. Doch Patientenbegleiter, Transporter und Servicekräfte hätten sie belauscht und ihr Verhalten den Vorgesetzen gemeldet. Die führen Vier-Augen-Gespräche mit ihr.  

Kollmorgen wird immer seltener als Leiharbeits-Krankenschwester gebucht, denn die Krankenhäuser verlangen geimpftes Personal. „Für mich kam natürlich überhaupt zu keiner Zeit in Frage, mir diese Substanz injizieren zu lassen“, sagt sie. Ihr letzter Tag als Krankenschwester bricht Ende 2021 an. „Über die Zeit kontinuierlich diesen Repressalien ausgesetzt zu sein – das war ein Albtraum“, sagt sie heute. Doch es ist nicht das Ende ihres Engagements.

Bundesrepublik vs. Sabrina Kollmorgen


Gerichte von innen kennt Sabrina Kollmorgen. Sie saß schon häufiger in Gerichten aus Solidarität, bei Prozessen ihrer Mitstreiter. Aber auch, weil ihr selbst im Amtsgericht Tiergarten der Prozess gemacht wird. Wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz und Widerstand und Angriff gegen Vollstreckungsbeamte laufen in Berlin derzeit Gerichtsverfahren gegen sie, teilen die Berliner Strafgerichte mit. „Da stimmt kein einziger Vorwurf“, teilt Sabrina Kollmorgen mit.

Eine Frau mit blauem Oberteil und weißer Hose steht vor einer Gruppe von Menschen mit einem Mikfrofon. Vor ihr ist ein silbener Stehtisch mit einer schwarzen Sockelleuchte.
Kollmorgen in Bautzen 2022. Screenshot: Youtube.com/@Menschenrechtler

Im März 2022 wurde Kollmorgen bereits zu einer Geldstrafe von 2700 Euro wegen Widerstands und Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt. In einem Video vom letzten August sieht man sie auf einem Platz in Bautzen, da sagt sie zu ihren Mitstreitern: „Ich habe mittlerweile einen Strafbefehl, mehrere Strafanträge, und ich höre trotzdem nicht auf, darüber zu sprechen, dass wir von einer verbrecherischen Regierung bestehend aus Hochverrätern regiert werden.“ Die Spaltung der Gesellschaft, die Impfschäden, die Freiheitseinschränkungen kreidet sie den Regierenden an.

Familie und Freunde brechen den Kontakt ab


Mit ihrer Systemkritik hat Kollmorgen Familienmitglieder und Freunde verloren. Es ist nach ihrem Job das zweite Opfer, das sie für ihren Aktivismus bringt. Ihre Mutter ließ sich auf Rat ihres Hausarztes impfen.Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen, das habe ich überhaupt nicht verstanden“, sagt Kollmorgen. Dann sei ihre Mutter an Krebs erkrankt. Anders als ihre Tochter mache die jedoch nicht die Impfung dafür verantwortlich. Heute haben sie keinen Kontakt mehr zueinander, sagt die ehemalige Krankenschwester.



„Das ist keine Liebe, das ist Heuchelei.“
Sabrina Kollmorgen über ihren Ex-Freund



Ihr langjähriger Partner trennte sich von ihr wegen ihrer unterschiedlichen Bewertungen der Corona-Maßnahmen, so Kollmorgen. Ihr Ex-Partner und dessen Freunde seien dafür gewesen, dass Ungeimpfte ausgesperrt und nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben dürften. „Er hat mich rücksichtslos im Stich gelassen, als ich ihn am meisten gebraucht habe. Das ist keine Liebe, das ist Heuchlerei“, sagt sie heute.   Auch Kollmorgens Kinder reagierten teileweise heftig auf den Aktivismus ihrer Mutter. Einmal bereitete sie sich für eine Demo vor, wollte dort als Kandidatin für das Abgeordnetenhaus Wahlkampf für die Partei „Die Basis“ machen. Ihrem damals 16-jährigen Sohn gefiel das nicht. Er war so sauer auf mich, dass er mich anspuckte, sagt Kollmorgen. „Das war für mich so verletzend. Mein eigenes Kind! Das war die schlimmste Erfahrung, die ich in diesem Zusammenhang gemacht habe.“ Die Schule und die Freunde hätten ihren Sohn manipuliert. „Jeder Versuch, aufzuklären, wurde komplett abgeblockt. Wir hatten zwei Welten in einer Wohnung“, sagt sie. Der ältere, bereits ausgezogene Sohn habe sich allerdings nicht impfen lassen. Der Kontakt mit ihrem jüngeren Sohn sei nach dieser Auseinandersetzung wieder etwas besser geworden. Er sei wieder auf dem richtigen Weg, sagt Kollmorgen. Für sie ist das der Weg der Systemkritik im vierten Coronajahr.

Gemeinsam im Widerstand


Jobverlust, Trennungen und familiäre Streitigkeiten halten Kollmorgen nicht auf, weiter gegen die Corona-Maßnahmen und ihre damaligen wie heutigen Urheber Merkel und Spahn, Scholz und Lauterbach zu protestieren. Sie organisiert Corona-Mahnwachen und Aktionen zu Impfschäden und gegen das Impfen. Und sie vernetzt sich weiter mit Gleichgesinnten wie eben mit jenen Wartenden im Amtsgericht, von denen ein Teil gemeinsam mit Kollmorgen gegen die Corona-Maßnahmen im April 2021 demonstrierte.



„Ich hatte wichtige Menschen unterstützend an meiner Seite und wir haben uns gegenseitig motiviert und wieder hoch geholfen.“ 
Sabrina Kollmorgen



Jene Demo soll an diesem Morgen im März 2023 Thema im Amtsgericht Tiergarten werden. Kollmorgen wartet eine knappe Stunde neben Saal 1101, ehe der Richter vor die Querdenker im Flur tritt: Die Prozessbeteiligten hätten sich besprochen und seien sich einig, dass sie noch mehr Zeit bräuchten, um über den Polizisten zu entscheiden. Er hoffe, dass es demnächst einen neuen Verhandlungstermin gibt. „Wann wäre das?“, fragt jemand. „Ich hoffe, im Herbst“, sagt der Richter. Kollmorgens Mitstreiter stehen da und johlen. Einige wittern Verschleppung und mangelnden Aufklärungswillen.  

Es sind die neuen Freunde, wie etwa der Musiker Björn Banane, die ihr die Kraft geben, sich weiter gegen „das System“ zu engagieren. Gab es Tage, an denen sie dachte, aufzugeben? „Nicht einen, weil ich dieses Verbrechen nicht mittragen werde und wichtige Menschen unterstützend an meiner Seite hatte und wir uns gegenseitig motiviert und wieder hoch geholfen haben.“ Kollmorgen triff ihre Mitstreiter im Gericht, auf der Straße oder vor dem ZDF-Studio in Berlin – stehts in dem Ziel vereint, dass das Unrecht aufgearbeitet werde, das die Regierung während der Pandemie über die Menschen gebracht habe.


Leuchtturmprojekt Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk


Nach der Solidaritätsbekundung im Amtsgericht ist vor der Briefübergabe bei ARD und ZDF. Mit etwa einer Hand voll Mitstreitern steht Sabrina Kollmorgen gegen 13 Uhr vor dem Eingang des ZDF Hauptstadtstudios Unter den Linden. Im Namen der „Aktion Leuchtturm“ möchte sie hier einen Brief an die Medienmacher übergeben. „Darin geht es darum, dass wir den Dialog suchen, auf Augenhöhe und einen runden Tisch fordern mit den Medien. Die Medien brauchen wir, um eine wahrheitsgemäße Berichterstattung zu fördern“, sagt sie. Von der sei man noch sehr weit entfernt, insbesondere bei der Corona-Berichterstattung.

Image
Kollmorgen und Aktivisten vor dem ZDF-Hauptstadtstudio

Auf der Webseite der Initiative kann man nachschauen, wer bisher diese „wahrheitsgemäße Berichterstattung“ liefert. Dort werden Medien empfohlen, die „eine wertvolle Ergänzung für die aktuelle Arbeit unseres ÖRR leisten könnten, die aber ungerechtfertigterweise ignoriert werden.Dazu gehört etwa das österreichische „Auf 1“, wo Corona als „Plandemie“ der „Globalisten“ beschrieben und Masken „Gehorsamsfetzen“ heißen. Auch Kollmorgen setzt sich mit ihrem Telegram-Kanal für eine ähnliche Art der Aufklärung ein. Darin schickt sie ihren fast 2000 Abonnenten zumeist weitergeleitete Nachrichten und Links:

64.295 Menschen fordern sofortigen Rücktritt der Bundesregierung wegen Amtsmissbrauch und Beteiligung an dem größten Verbrechen an der gesamten deutschen Bevölkerung 📝Jetzt unterschreiben


Starker Tobak, […]. Mit dem WHO-Vertrag solle erst die globale Gesundheitsdiktatur installiert werden und dann würden die Geimpften per 5G reihenweise getötet oder schwer verletzt, was man auf den Marburg Virus schieben würde. Er selber wäre als Geimpfter ein lebendes Strahlungsgerät. Er hätte es getestet. […] 


Compact-Magazin: Great Reset, Corona-Lügen, Freimaurer, Klima-Spinner, Grüne 💥 In unseren Spezial-Ausgaben demaskieren wir die Übeltäter. Jetzt gibt es 10 unserer besten Enthüllungswerke zum Sonderpreis: Nur für 49,99 statt 93,50 Euro! Knallharte Recherchen, starke Analysen und brisante Fakten auf über 800 Seiten!  

Kollmorgen selbst nennt sich selbstbewusst Querdenkerin und stellt vor dem ZDF-Studio klar: „Wir werden betitelt als rechtsradikal, als Nazis, als Corona-Leugner, Antisemiten und Menschenfeinde. Das ist natürlich überhaupt nicht so und das wollen wir richtiggestellt haben. Wir sind eine friedliche Bewegung, wir sind Familien, Mütter, Väter.“ 

Dann ziehen die Querdenker weiter ans Reichstagsufer zum ARD-Hauptstadtstudio, wo Kollmorgen der Pressesprecherin des Studios einen Brief übergibt. Etwa eine Viertelstunde unterhält sich die Gruppe, dann geht die ARD-Frau wieder hinein. Kollmorgen zieht Bilanz: „Die Dame war sehr aufgeschlossen, auch sehr interessiert. Sie wird sich den Brief durchlesen und wahrscheinlich noch mit Kollegen ins Gespräch gehen. Wir hoffen auf eine Terminvergabe, so dass wir dann am runden Tisch sitzen.“


Image
Sabrina Kollmorgen im Gespräch mit der Pressesprecherin des ARD-Hauptstadtstudios

Für Kollmorgen wäre das ein erster Schritt zur Veränderung, denn den Rundfunkbeitrag zahlt sie derzeit nur widerwillig. „Ich habe keine Nerven für noch eine Baustelle und deswegen zahle ich letztendlich, aber ohne Überzeugung. Das Thema gehe ich an, sobald ich Luft dazu habe“, sagt sie. Für den Mai steht allerdings vermutlich schon etwas im Kalender. Dann ist der nächste Termin des Prozesses gegen Kollmorgen im Amtsgericht Tiergarten. 

Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der ehemalige Partner von Sabrina Kollmorgen sei auch der Vater ihrer Kinder. Das ist nicht der Fall. Wir haben den Absatz entsprechend aktualisiert.